Buchtipps vom Team

Was soll ich lesen?

Diese Frage stellt sich so manchem Bücherbegeisterten angesichts der Fülle und Vielfalt auf dem deutschen Büchermarkt und dem großen Angebot in der Gemeindebücherei Kastl. Wir vom Team möchten Euch die Auswahl erleichtern und stellen hier jeden Monat ein Buch vor, das wir gelesen haben und allen interessierten Lesern weiterempfehlen möchten.
Natürlich können die vorgestellten Bücher auch ausgeliehen oder vorbestellt werden. Weitere Infos dazu in unserem ONLINE-KATALOG

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Buch des Monats Oktober – 2024 / Bogdahn, Martina

Mühlensommer

Die Städterin Maria wird wegen eines Unfalls auf den Bauernhof ihrer Eltern gerufen und sieht sich wehmütig mit ihrer Jugend auf dem Land konfrontiert.

Ich-Erzählerin Maria wird aus einem Kurzurlaub auf den elterlichen Bauernhof gerufen, denn der Vater liegt nach einem Forstunfall im Krankenhaus. Nach getaner Arbeit im Schweinestall stößt sie in ihrem ehemaligen Kinderzimmer auf die Schneekugel, die Bruder Thomas gebastelt hatte. Im Inneren ist der Hof samt Äckern, Ställen und Bachlauf im Miniaturformat nachgebildet. Die Kugel katapultiert Maria gedanklich in ihre Kindheit zurück. – Die fränkische Autorin Martina Bogdahn beschreibt sehr anschaulich und mit einer gehörigen Portion Humor die bäuerlichen Szenen, z.B. wie die Kinder bei einer Hausschlachtung das Blut rühren und die Därme reinigen müssen. Maria denkt an die Sommer, wenn es Hitzefrei gab, und statt Freibad das Heurechen auf sie und Thomas wartete – und sie inständig hofften, dass die Kameraden sie nicht sahen, die wieder über die Bauernkinder lachen würden. Maria hatte es dann als Klassenbeste als einzige auf das Gymnasium geschafft – und sich langsam von ihrer Familie entfernt, auch von Bruder Thomas, der den Hof erben soll. Doch es gibt auch viele schöne Erinnerungen, und der Duft des Holzofenbrotes weckt Marias Heimatgefühl … – Ein warmherziger Sommerausflug aufs Land!

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats September – 2024 / Frank, Martin

Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor!

Als ich vom Enkel zum Pfleger wurde

Martin Frank, der mittlerweile vielfach preisgekrönte Kabarettist aus dem niederbayerischen Marktflecken Hutthurm schlägt ja gerne bajuwarisch-derbe (aber nie unter die Gürtellinie gehende) Töne an, wenn es um die Schilderung von Alltagssituationen geht. In seinem neuen Buch berichtet er sehr gefühlvoll, unterlegt mit viel Situationskomik, vom Dasein als Pfleger seiner Oma. Die ist nämlich nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen. Und da sonst alle Familienangehörigen beruflich bzw. mit der Landwirtschaft vollauf beschäftigt sind, fällt ihm, der seine Großmama heiß und innig liebt, die Rolle des Pflegers zu. Für Martin lässt sich die Pflege gut mit seinem Beruf als Standesbeamter kombinieren, schließlich liegt das Rathaus nur einen Steinwurf entfernt und so kann er bei Bedarf der Oma bei ihren Verrichtungen zur Hand gehen. Es ist die „natürliche Umkehr“ des Lebenskreislaufes: Als Kind war man hilflos und eine ähnliche Hilflosigkeit müssen viele auch im Alter erfahren. Martin Frank gelingt es bravourös, ein sehr ernstes Thema humor- und liebevoll zu verpacken. Nebenbei bringt er auch noch sein „Outing“ unter. Respekt! Anerkennung für die Leistung Martin Franks als Pfleger seiner Oma und auch für sein Schaffen als ernstzunehmender Schriftsteller, hochtalentierter Kabarettist, Schauspieler und Sänger. Ein unterhaltsames Schriftwerk mit emotionalem Inhalt, das dazu angetan ist, vielen Pflegenden Mut zu machen, sie in ihrem oftmals schweren Dasein zu bestärken und die allzu häufigen prekären Situationen aufzulockern.

Empfohlen von Gabi König
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Buch des Monats August – 2024 / Safier, David

So lange wir leben

Mehr als ein halbes Jahrhundert deutsch-jüdischer Geschichte, fokussiert auf zwei Personen und deren Familien.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an Nazi-Deutschland beginnt auch für die jüdische Familie Safier in Wien eine schlimme Zeit. Rosl erkennt als erste die Zeichen der Zeit. Sie emigriert nach Palästina. Ihr Bruder Joschi bleibt noch solange, bis er und sein Vater abgeholt und voneinander getrennt werden. Später kann er gerade noch fliehen und kommt über viele Umwege ebenfalls in Palästina an. Die Geschwister kämpfen in der Hagana, der jüdischen Untergrundarmee des sich entwickelnden Staates Israel. Der attraktive Offizier lernt Dora kennen, die ebenfalls der Vernichtung durch die Deutschen entkommen war. Die Ehe hält jedoch nicht. Joschi quittiert den Militärdienst und fährt zur See. Bei einem Landgang in Bremen verliebt er sich 1961 in Waltraud, sie bekommen ein Kind und Joschi bleibt bei ihr. Sogar Rosl kehrt an der Seite ihres Mannes, eines jüdischen Handelsvertreters, in das Land der Täter zurück. Parallel dazu verläuft im Roman die Geschichte Waltrauds, deren Kindheit, die Kriegs- und Nachkriegsjahre im zerstörten und später sich im Wiederaufbau befindlichen Deutschland. Ihre Ehe, aus der zwei Kinder entstammen, wäre vermutlich umso glücklicher, würde Joschi nicht eine Geschäftsidee nach der anderen entwickeln. Da diese wenig oder gar nicht gelingen, lebt die Familie in ständigen Geldnöten. Immer wieder über Wasser gehalten werden sie dabei von Rosl und ihrem finanziell erfolgreichen Mann. 1996 ist Joschi sterbenskrank und begeht deshalb Selbstmord. Am offenen Grab teilt Waltraud ihrem Sohn David zu dessen größter Überraschung mit, dass sein Vater noch zwei Kinder aus früheren Beziehungen hatte. – Ein Familienroman des vielseitigen Autors ( „Mieses Karma“ (2007), „Jesus liebt mich“ (BP 09/130), zuletzt die „Miss Merkel“-Krimis (BP/mp 21/980, 22/392)), der das schicksalhafte, abenteuerlich abwechslungsreiche Leben eines jüdischen Mannes und seiner späteren deutschen Frau beschreibt.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats Juli – 2024 / Tallert, Kurt

Spur und Abweg

In ‚Spur und Abweg‘ stellt Kurt Tallert sich der Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Das Besondere an seinem Schicksal und seiner Perspektive auf die deutsche Geschichte: Kurt Tallert ist heute 37 Jahre alt, und doch wurde sein Vater als junger Mann noch von den Nazis als sogenannter Halbjude verfolgt. Bei der Geburt seines Sohnes ist Harry Tallert 58 Jahre alt. Und stirbt zwölf Jahre später. Was bleibt sind Erinnerungen, Notizen, Briefe, Fotos. Spuren eines beschädigten Lebens. Auf diesen Spuren wandelt Kurt Tallert. Sie führen ihn ins Bad Honnef seiner Kindheit, in zahllosen Regionalzügen quer durch die Republik und schließlich zu seiner jüdischen Urgroßmutter Berta – und zu der Frage: Was hat das eigentlich alles mit mir zu tun? Eine Liebeserklärung an einen traumatisierten Vater, sprachgewaltig, bewegend und radikal intim. Kurt Tallert führt uns vor Augen, dass Erinnern oder Vergessen nicht für alle Gegenstand einer Entscheidung ist.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats Juni – 2024 / Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte

Die Norwegerin Juni geht ihrer Familiengeschichte nach.

eim Aufräumen des Hauses ihrer Großeltern entdeckt Juni ein Foto ihrer Großmutter Tekla, das sie mit einem deutschen Soldaten zeigt. Sie kann niemanden mehr befragen und weiß nur, dass das Verhältnis ihrer Mutter Lilla zur Oma immer belastet wirkte. Mit Hilfe ihres Nachbarn Georg, eines Historikers, erfährt Juni mehr: Ihre Großmutter war ein sogenanntes Deutschenliebchen, sie hatte Otto Adler sogar geheiratet und war in seine Heimatstadt Demmin zurückgekehrt. Dort erfuhren sie Schreckliches. Beim Einmarsch der russischen Truppen begingen an die 1000 Einwohner Selbstmord bzw. töteten ihre Angehörigen. Das Paar versucht wegzukommen, wird aber von einer Patrouille gestellt, wobei Otto ums Leben kommt. Tekla muss sich durchschlagen und wird zuletzt von ihrem späteren Ehemann nach Norwegen zurückgebracht. – Der Roman verknüpft geschickt zwei Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs: Im befreiten Norwegen waren Nazi-Sympathisanten und vor allem junge Frauen schweren Schikanen ausgesetzt. Die Panikmache von Nazis in Demmin und ihre tragischen Folgen sind wenig bekannt. In der Tochter- und Enkelgeneration zeigt die Autorin, wie die schlimmen Erfahrungen nachwirken und über Jahrzehnte die Familienverhältnisse belasten, sodass Juni dieses Stück Familiengeschichte nur mehr im Nachgang aufarbeiten kann. Erst gegen Ende wird ihr klar, wer der Vater ihrer Mutter war und weshalb diese Junis Vater nicht heiraten konnte. Lesenswert!

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats Mai – 2024 / Borrmann, Mechtild

Trümmerkind

Kriegsende, Hungerjahre und der Überlebenswille der Menschen bilden den Rahmen für eine eindringliche Geschichte.

In den letzten Kriegswochen im April 1945 stehen auch die Menschen in der Uckermark vor der Entscheidung, zu fliehen oder zu bleiben. Auf Gut Anquist zögern die Menschen zu lange. Bis den Überlebenden der Familie die Flucht in den Westen, nach Hamburg, gelingt, ist es schon 1946. Agnes Dietz und ihre beiden Kinder, der vierzehnjährige Hanno und die einige Jahre jüngere Wiebke, teilen das Schicksal von so vielen in der zerstörten Stadt. Der Vater Gustav ist seit Jahren vermisst, die Kinder sind immer auf der Suche nach Verwertbarem, zum Heizen oder zum Verkaufen. Eines Tages sieht Hanno in einem Loch die nackte Leiche einer Frau und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, stocksteif vor Kälte, aber sonst unverletzt. Allerdings spricht er nicht. Bald gehört der Junge, von Agnes Joost genannt, zur Familie. Später gibt sie ihn als das eigene Kind aus. 1992 ist in Köln die Lehrerin Anna Anquist fest entschlossen, gegen den Willen ihrer Mutter Clara Anquist in die Uckermark zu fahren. Als die Tochter erfährt, dass das Gut saniert werden soll, setzt sie sich mit dem zuständigen Architekten, Joost Dietz, in Verbindung, und nun kommt langsam zutage, was sich damals bei der Flucht und später in den Unterkünften in Hamburg abgespielt hat. – Die Geschichte ist stimmig; die Autorin versteht es sehr gut, die fiktiven Familienschicksale in die realen Fakten einzupassen. Die Schilderungen der Nachkriegsjahre sind bewegend genug; da bräuchte es keinen kriminalistischen Erzählstrang. Und doch wird es mehr und mehr spannend und zu guter Letzt ist die Auflösung schon überraschend. Eine Erzählung, die mehr als ein Krimi ist.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats April – 2024 / Wahl, Caroline

22 Bahnen

Tilda schwimmt sich frei / Roman

Tildas Leben ist streng durchgetaktet. Sie studiert, arbeitet im Supermarkt an der Kasse und schwimmt jeden Tag genau 22 Bahnen. Weil ihre Mutter schwer alkoholkrank ist, lebt sie nach wie vor zu Hause in der verhassten Kleinstadt, um sich um ihre jüngere Schwester zu kümmern. Große Zukunftspläne, wie ihre Freunde sie haben, die längst weggezogen sind, gesteht sie sich nicht zu, aus Angst, die Familie im Stich zu lassen. Als Tilda unverhofft eine Promotionsstelle in Berlin angeboten wird und sie im Schwimmbad auch noch Anton trifft, scheint eine neue Perspektive für die Zukunft plötzlich möglich. Und obwohl die Situation in der Familie dann eskaliert und ihre Pläne in Gefahr scheinen, gelingt Tilda der Neuanfang. – Die Geschichte wird frisch und unkonventionell erzählt. Die Frage, wie man trotz denkbar schlechter Startbedingungen den eigenen Weg gehen kann, spricht jüngere und ältere Leser/-innen gleichermaßen an.

Empfohlen von Gabi König
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Bücher des Monats März – 2024Heldt, Dora

Drei Frauen am See

Bd. 1 – Drei Frauen am See / Bd. 2 – Drei Frauen, vier Leben / Bd. 3 – Drei Frauen und ein falsches Leben

Drei Frauen, am See

Sie sind enge Freundinnen von Kindesbeinen an: Marie, Alexandra, Friederike und Jule. Egal, wohin ihre Lebenswege sie verschlagen hatten – einmal im Jahr trafen sie sich im wunderschönen »Haus am See«. Als Marie, die Seele der vier, mit Anfang fünfzig stirbt, trifft die Nachricht alle wie ein Schock. Denn seit ihrem Streit zehn Jahre zuvor hatten sie kaum noch Kontakt miteinander. Dann die Überraschung: eine Einladung der drei Freundinnen zum Notar. Die Vorstellung, sich wiederzusehen, erfüllt jede von ihnen mit Unbehagen. Entziehen können sie sich jedoch nicht. Was ist es, wovor sie sich fürchten? Und was ist es, das sie dazu bringt, trotzdem anzureisen?

Drei Frauen, vier Leben

„Was ist mit den Briefen?“ „Das sind die Einladungen für Jule, Alexandra und Friederike zum Pfingstwochenende am See. Erst der Tod der Vierten im Bunde, Marie, ein Jahr zuvor hatte sie schließlich wieder zusammengebracht. Jetzt steht das nächste Pfingsttreffen an. Seit ihrem Wiedersehen ist viel passiert: Alexandra hat gerade ihren Job als Verlegerin verloren. Jules Tochter Pia ist ungewollt schwanger. Und Friederike muss sich nun wohl endgültig von ihrem Lebenstraum verabschieden. Doch ihr Treffen im Haus am See setzt Kräfte frei, die ihrer aller Leben in gänzlich unerwartete Richtungen lenken.

Drei Frauen und ein falsches Leben

Wie geht man damit um, wenn alle Lebensträume zerplatzen? Wie gut kennen wir unsere Eltern? Über ein Projekt im Pflegeheim ihrer Mutter ist Friederike zum ersten Mal gezwungen, sich mit Esthers Leben auseinanderzusetzen. Vieles erscheint in einem anderen Licht … Alex recherchiert für ein Buchprojekt über die Industriellenfamilie Hohnstein, deren weiße Weste angesichts der Verstrickungen in das Nazi-Regime immer mehr Risse bekommt. Jule, deren Tochter Pia – wie sie selbst einst – ihren Alltag als alleinerziehende Mutter stemmt, muss lernen, dass sie jetzt, mit Mitte Fünfzig, die vielleicht letzte Chance hat, ihr Leben noch einmal zu ändern. Frauenleben: Nur mit der Kraft der Erinnerung kann der Weg in die Zukunft gelingen.

Empfohlen von Maria Dürr
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Buch des Monats Februar 2024 – Rossmann, Dirk + Hoppe, Ralf

Das dritte Herz des Oktopus

Futuristischer Politthriller über den Klimawandel und seine Folgen

Der futuristische Politthriller behandelt wieder sehr eindrucksvoll eines der wichtigsten und relevantesten Themen unserer Zeit – den Klimawandel. Ein gut durchdachter Plot und auch die sehr professionelle und leicht zu lesende Schreibweise des Autorenteams sorgt das ganze Buch hindurch für Spannung und Unterhaltung. Ein selbstloser, uneigennütziger Philanthrop muss den Plan des superreichen, geldgierigen bis in die höchsten Ebenen vernetzten Schurken verhindern. Die Menschheit und der Planet soll mit Hilfe eines Parasiten (wohnhaft in Oktopoden) gerettet werden. Das menschliche Gehirn soll dabei so modifiziert werden, dass das „Böse“ im Menschen weniger wird und das „Gute“ so stark, dass die Menschheit es vielleicht doch schaffen kann.  Fantasievoll und gekonnt verschwimmen die Grenze zwischen faktischer Realität, wissenschaftlichen Aspekten und literarischer Fiktion. Fast automatisch werden Impulse zum tiefgründigen Nachdenken über das Leben, die Natur und die Welt geweckt und wie das ungeklärte gesellschaftliche Problem des Klimawandels gelöst werden soll. Wer einen informativen, realistischen Roman mit Spannungselementen sucht, ist hier richtig aufgehoben.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats Januar 2024Jochen Gutsch + Maxim Leo,

Frankie

Roman über einen sprechenden Kater und einen lebensmüden Schriftsteller.

Frankie ist ein Dorfkater, wie er im Buche steht: mit allen Wassern gewaschen steht er gemeinsam mit seinen Freunden, dem muskulösen Eichkater und Professor, einem weisen alten Dackel, inmitten seines Katzenlebens – und er beherrscht die Menschensprache. Durch Zufall kommt er zu Richard Gold, einem Schriftsteller, der wegen des Todes seiner Frau depressiv geworden ist, als dieser sich gerade aufhängen will. Doch Frankie bringt sein Leben – im positiven Sinne – erst einmal durcheinander: Wer hat schon einen sprechenden Kater als Mitbewohner? Beide erleben so einiges, im Geschäft für Tierbedarf, auf dem Friedhof, mit der Tierärztin Anna. Und beide reden, ja philosophieren über Gott und die Welt, über die Frankie seine ganz eigene (Katzen-)Sicht hat. Zusammen fahren sie sogar zu einem Casting für Katzenfutterpräsentation. Dann wird Frankie von einem Waschbären angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Doch Gold rettet ihn in letzter Minute. Doch seine eigene Depression setzt sich immer wieder durch. Und dann ist Gold auf einmal verschwunden und Frankie und seine Freunde machen sich große Sorgen um ihn. – Romane mit Katzen als Helden füllen mittlerweile ganze Regalreihen. Dennoch ist „Frankie“ etwas ganz Besonderes: Wie hier mit einer zum Teil schnoddrigen Sprache über das Leben philosophiert wird, das hat was und zieht den Leser schnell in den Bann. Das fasziniert, rührt bisweilen ungemein und strahlt trotz des ernsten Themas doch einen überwältigenden Optimismus aus.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats Dezmber 2023 – Fagerlund, Jenny

24 Wege nach Hause

Eine junge Frau versucht in der Weihnachtszeit einen privaten und beruflichen Neuanfang weit weg von Stockholm.

Mitten in einem Schneesturm kommen Petra und ihre elfjährige Nichte Charlie in Nyponviken an, einem kleinen Dorf im südschwedischen Schonen. Ihr Leben in Stockholm haben sie hinter sich gelassen. Nach dem Tod von Petras Schwester, Charlies Mutter, brauchen sie dringend einen Neuanfang. In dem Ort gibt es einen Hof mit kleiner Gärtnerei, wo sie hoffen, Zuflucht zu finden. Viveca, die Eigentümerin, empfängt die beiden mit offenen Armen und bietet Petra eine Stelle an. Eines Morgens steht ein mysteriöser Adventskalender vor ihrer Tür. Er enthält eine Geschichte – über das Dorf und die ehemals dort ansässige Künstlerin Lilly. Jedes Türchen enthüllt ein neues Detail aus ihrem Leben und weist außerdem den Weg zu einem besonderen Ort in Nyponviken. Petra erkennt bald, dass der Kalender noch viel mehr zu erzählen hat. Unterdessen taucht auf einmal ihr Ex-Freund Nick wieder auf und stellt alles auf den Kopf …Jenny Fagerlunds neues Buch handelt davon, wie schön es sein kann, nach Hause zu finden – und zu erkennen, wohin und zu wem man gehört.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats November 2023 – Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe

Gretchens Schicksalsfamilie – Roman | Authentisch, eindringlich, emotional – Toms und Gretchens Geschichte geht weiter!

Der mitreißende Folgeroman von ‚Stay away from Gretchen‘

Tom Monderath ist frisch verliebt. Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, folgt Tom den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird …

Empfohlen von Gabi König
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Buch des Monats Oktober 2023 – Koppelstätter, Lenz

Bei den Tannen

Ein Fall für Commissario Grauner | Ein Krimi aus Südtirol

Gefährlicher Aberglaube, tödliche Delikatessen und ein finsteres Kapitel der Südtiroler Geschichte: Sein siebter Fall lässt Commissario Grauner an seinem Verstand zweifeln. Im Sarntal, im Herzen Südtirols, liegt zwischen Schluchten und mit wilden Latschenkiefern bewachsenen Hängen eines der besten Restaurants der Welt: das Tan. Ausgerechnet eine berühmte Goumetkritikerin kommt hier unter mysteriösen Umständen zu Tode.

Commissario Grauner, dem schon von seiner Frau Alba zubereitete Speckknödeln zum Glück reichen, begibt sich auf Spurensuche in die Welt der feinen Speisen. Für die eigenwilligen Dorfbewohner steht schnell fest: Die Köchin war es. Schließlich sei sie eine Nachfahrin einer der letzten Frauen, die im 16. Jahrhundert im Zuge der brutalen Hexenprozesse auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden waren. Obwohl die Ermittler von derlei Gerüchten nichts wissen wollen, müssen sie sich fragen: Soll hier eine jahrhundertealte Rechnung beglichen werden?

Empfohlen von Sabine Diener
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Buch des Monats September 2023 – Kessler, Matthias

Ich muss doch meinen Vater lieben, oder?

Die Lebensgeschichte der Monika Göth, der Tochter des KZ-Kommandanten aus „Schindlers Liste

Amon Göth wurde bekannt als Symbol unmenschlicher Grausamkeit in Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“. Er war ein Massenmörder, 500 Juden soll er eigenhändig erschossen haben. 1946 wurde der „König von Plaszow“ zum Tode verurteilt und gehängt.

Monika Göth wurde 1945 von der Geliebten Amon Göths, genannt Majola, zur Welt gebracht. Als Teenager beginnt sie Fragen zu stellen, aber erst Anfang der 80er Jahre, als ihre Mutter dem englischen Fernsehen ein Interview gibt, bestätigen sich Monikas Ahnungen. Die Mutter vergiftet sich mit Schlaftabletten.

In einem Interview-Experiment, das von Matthias Kessler für die Buchausgabe bearbeitet und mit bislang unveröffentlichtem Archivmaterial ergänzt wurde, stellt Monika Göth sich erstmals der Öffentlichkeit. Schonungslos sich selbst gegenüber erzählt sie ihre Geschichte.

Empfohlen von Anna Geitner
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Buch des Monats August 2023 Pauly, Gisa

Sylt-Saga

Bd. 1 – Fräulein Wunder / Bd. 2 – Cafe Hoffnung  / Bd. 2 – Hotel Freiheit

Band 1 – Fräulein Wunder
1959. Die sechzehnjährige Brit kann es nicht erwarten, das kleine Kaff Riekenbüren endlich hinter sich zu lassen und die große weite Welt zu erkunden. Erster Stopp: Sylt! Dort verliebt sie sich Hals über Kopf in den Hotelpagen Arne – und verbringt sogar eine Nacht mit ihm. Dass diese Nacht nicht folgenlos bleibt, erfährt Brit erst, als sie zurück in Riekenbüren ist ………..
Band 2 – Cafe Hoffnung
Mitte der 1980er Jahre. Brits Tochter Kari begeistert sich nicht sonderlich für die Arbeit im Café König Augustin, sie ist mehr am Schickimicki-Leben von Sylt interessiert. Dann aber scheint sich alles zum Guten zu wenden, Kari heiratet einen berühmten Modedesigner und gehört von da an zur High Society. ………..
Band 3 – Hotel Freiheit
Gegenwart. Das berühmte Café und Hotel König Augustin wird mittlerweile von Kari geleitet, Brit hat sich aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen. Aber wie soll es weitergehen? Karis Tochter Alisia, die das Geschäft übernehmen soll, hat eine eigene Karriere. ………..

Empfohlen von Maria Dürr
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Buch des Monats Juli 2023 – Elsberg, Marc

°C – Celsius

Vom Klimawandel betroffene Länder nehmen die Initiative in die Hand und wollen das Weltklima beeinflussen.

Passagiere eines Linienflugs nach Taipeh sehen während des Flugs von China 12 Riesendrohnen aufsteigen, die sich zum Teil in Richtung Taiwan bewegen. Der lang erwartete Krieg um Taiwan scheint zu beginnen. Fayola, Klimawissenschaftlerin des UN-Klimasekretariats in Bonn, klärt die US- und die bundesdeutsche Regierung darüber auf, dass es sich um ein solares Geoengineering-Projekt handelt, bei dem die Chinesen beabsichtigen, in der Atmosphäre Partikel zu verteilen, die wie ein gigantischer Sonnenschirm die Sonneneinstrahlung vermindern und damit die Erderwärmung durch die CO2-Emissionen umkehren. Die US-Regierung schwankt zwischen militärischer Unterbindung und einem möglichen eigenen Projekt, um ihren Einfluss auf das Weltklima zu wahren. Jedoch kommt von den Staaten aus dem globalen Süden eine eigene Initiative auf, die dem Westen ultimativ Klimaänderungen aufnötigen, die das Gesicht der Welt völlig ändern. – Elsberg hat mit seinem neuen dystopischen Science-Thriller ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. Im Teil der letzten beschriebenen Eskalation der Situation erscheint der Text fast wie Skizzen des Autors, was vielleicht der Länge des Buchs geschuldet ist. Mit diesen Einschränkungen dennoch angesichts des aktuellen Themas empfohlen, da das solare Geoengineering wissenschaftlich ernsthaft diskutiert wird.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats Juni 2023Riley, Lucinda

Die Toten von Fleat House

Ein Schüler eines Internats kommt unter ungeklärten Umständen ums Leben, kurz darauf nimmt sich ein Lehrer das Leben – der einzige Kriminalroman der Bestseller-Autorin.

St Stephen’s, ein kleines Internat im idyllischen Norfolk. Eines Tages kommt der 18-jährige Charlie Cavendish in Fleat House, einem der Wohnheime der traditionsreichen Schule, unter mysteriösen Umständen ums Leben. Der Direktor beeilt sich zu erklären, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt, aber die Polizei beginnt unter der Leitung von Detective Inspector Jazz Hunter zu ermitteln. Sie versucht, in den verschlossenen Kosmos des Internats vorzudringen, und findet bald heraus, dass Charlie ein machthungriger junger Mann gewesen ist, der seine Mitschüler gequält hat. War sein Tod ein Racheakt? Jazz taucht tief ein in ein Netz von Beziehungen, emotionalen Abhängigkeiten und offenen Rechnungen – und sie erkennt, dass sie weit in die Vergangenheit zurückgehen muss, wenn sie das Rätsel von Fleat House enthüllen will …

Empfohlen von Maria Dürr
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Buch des Monats Mai 2023 – Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Geheimnisse

Ein Mord verdirbt Kommissar Dupin und seinem Team den Betriebsausflug.

Endlich kann Kommissar Dupin ein Versprechen einlösen: den lang geplanten Betriebsausflug mit seinem Team, der längst überfällig war. Das Ziel: Der Wald von Brocéliande mit seinen malerischen Seen und Schlössern und Ort zahlreicher Legenden. Darunter die des berühmten König Artus und seiner Tafelrunde, deren Abenteuer in diesem Ort stattgefunden haben sollen. Ein schöner Tag – doch ein ermordeter Artus-Forscher macht dem Kommissar und seinen Kollegen einen Strich durch die Rechnung. Dupin wird gegen seinen Willen zum Sonderermittler ernannt – und er kann nicht verhindern, dass es bald weitere Opfer gibt … – Der siebte Fall des mittlerweile berühmten Kommissars ist spannend erzählt, voller geheimnisvoller Legenden und möglicher Täter. Er führt auch in die Welt der Wissenschaft – voller Neid, Konkurrenz und Gier nach der einzig wahren Entdeckung.

Empfohlen von Gertud Klatt
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Buch des Monats April 2023Weiler, Jan

Der Markissenmann

Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden.

Empfohlen von Gabi König
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Buch des Monats März 2023Sandberg, Ellen

Das Unrecht

Die Schatten unserer Vergangenheit. Die Abgründe einer Familie. Ein Verrat, der Leben zerstörte. Eine Lüge, die Jahrzehnte verborgen blieb.

Jedes Jahr, wenn der Herbst naht, wird Annett von einer inneren Unruhe erfasst. Dann macht sich die Narbe an ihrem Arm bemerkbar, dann werden die Erinnerungen an den Sommer 1988 und an die Clique von damals wach. Fünf Freunde, die sich blind vertrauten, bis einer von ihnen zum Verräter wurde.

Jetzt, Jahrzehnte später, begreift Annett, dass sie ihren inneren Frieden erst finden wird, wenn sie sich der Vergangenheit stellt. Kurz entschlossen fährt sie nach Wismar. Zurück an die Ostsee, in ihre alte Heimat. Doch je mehr sie dort über die Ereignisse jenes Sommers herausfindet, umso deutlicher wird: Sie hätte die Vergangenheit besser ruhen lassen, denn der Verrat von damals reißt ihr Leben erneut in einen Abgrund …
Ein großer Spannungsroman über eine ungesühnte Schuld und die Schatten der Vergangenheit, die eine Familie nach Jahrzehnten einholen.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats Februar 2023 – Poznanski, Ursula

Aquila

Was geschah in den Tagen, die in Nikas Gedächtnis fehlen?

Nika, eine deutsche Studentin in Siena, wacht auf und muss erkennen, dass sie an zwei ganze Tage keinerlei Erinnerungen hat. In ihrer Wohnung geschehen merkwürdige Dinge, vor allem fehlt ihre Mitbewohnerin. Zudem findet Nika einen von ihr beschriebenen Zettel mit unerklärlichen Notizen. Verängstigt sucht sie Zuflucht bei Stefano. Nika geht allen Anhaltspunkten nach, was in den zwei Tagen geschehen sein könnte. Die Polizei verdächtigt sie, als man die Mitbewohnerin tot in den Wasserkanälen der Stadt findet, denn es gibt Fingerspuren, die auf Nikas Anwesenheit hindeuten. Ganz langsam kann Nika den Zettelinhalt entschlüsseln und kommt dem wahren Ablauf nahe. – Sehr gekonnt baut die Autorin die Ausgangssituation der völligen Ahnungslosigkeit auf. Der Leser fühlt mit der Protagonistin und spürt deren Misstrauen und Verunsicherung intensiv. Nahezu automatisch begleitet er sie – mit derselben Anspannung, die sich in ihr breitgemacht hat.
Ein spannend konstruierter Plot mit vielen unerwarteten Wendungen, ein mysteriöser Zettel voller kryptischer Botschaften, ein tödliches Geheimnis und eine junge Frau ohne Gedächtnis: das sind die spannenden Zutaten des Romans der Bestsellerautorin, den man bis zum spannenden Showdown nicht mehr aus der Hand legen will.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats Janaur 2023Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie

Eine Chemikerin hat wegen ihres Geschlechts in den 60er Jahren keine Chance, in ihrem Fach zu forschen.

Die Chemikerin Elisabeth Zott bewirbt sich Anfang der sechziger Jahre im Hastings Forschungsinstitut, bekommt aber nur eine Stelle als Hilfskraft. Das ändert sich, als sie auf den Nobelpreiskandidaten Calvin Evan trifft, der sich in sie verliebt und sie in sein Labor aufnimmt. Sie beschließen zusammenzuleben, und die Beziehung erweist sich als sehr glücklich und effektiv. Als jedoch Calvin eines Tages tödlich verunglückt, bricht für Elisabeth eine Welt zusammen, noch dazu muss sie feststellen, dass sie schwanger ist. Das ist für den Leiter des Instituts der Anlass, sie zu entlassen. Von einem Bekannten wird ihr die Leitung einer Kochsendung angeboten, die sie aus Not annimmt. Durch ihre sehr unkonventionelle Art und dadurch, wie sie das Thema Chemie einbringt, wird ihre Sendung der Renner. Sie fordert die Frauen auf, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen, was ihr von der Männerwelt übel angekreidet wird. Aber sie gibt nicht auf. – Bonnie Garmus hat mit einem Rückblick in das vergangene Jahrhundert beeindruckend aufgezeigt, wie aussichtslos es für Frauen war, in der Wissenschaft tätig zu sein. Ein sehr berührender Roman und allen interessierten Lesern sehr zu empfehlen.

Empfohlen von Regina Weber
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Buch des Monats Dezember 2022Safier, David

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof

Die Ex-Bundeskanzlerin ermittelt beim Mord an einem Friedhofsgärtner.

In bewährter Manier spielt der Autor mit den Eigenarten der früheren Bundeskanzlerin und den Krimis von Agatha Christie. Merkel, die sich tatsächlich ins Privatleben zurückgezogen hat, lässt er in Klein-Freudenstadt, irgendwo in der Uckermark, in örtliche Kriminalfälle taumeln, wenn sie ihren Mops Putin in der ländlichen Idylle ausführt. Sicher so nicht erwartet, hat die Namenswahl für das Geschenk ihres Mannes inzwischen eine Portion schwarzen Humors. Diesmal findet sie einen ermordeten Friedhofsgärtner. Zwei Bestatter, die seit Jahren verfeindet sind, stechen ihr ins Auge, während der unfähige Dorfpolizist im Dunkeln tappt. Tief in deren Familiengeschichte liegt dann auch die Lösung, wer warum allen Grund hatte, den Gärtner ins Jenseits zu befördern. Privat fühlt sich Miss Merkel von dem einen Bestatter angezogen, weil er wie sie Shakespeare liebt, was ihr einige Gewissensbisse verursacht. – Safiers Krimis um Angela Merkel gehen deswegen so gut auf, weil sie tatsächlich einige Züge mit der berühmten literarischen Ermittlerin Miss Marple gemeinsam hat. Man stellt sich bei der Lektüre immer wieder die Frage, kopiert Safier echtes Verhalten der Bundeskanzlerin und ihres Ehemanns oder ist ihm ein gutes Imitat der englischen Kultfigur gelungen. Das macht das Buch reizvoll.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats November 2022 – Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete

Nach einer wahren Geschichte | Ein einfühlsamer Roman über Stefania Podgórska, die dreizehn Menschen vor den Nazis versteckte

Polen, 1939: Stefania und Izio sind frisch verliebt. Doch dann beginnt der Zweite Weltkrieg und ihre Heimatstadt wird von den Nazis besetzt. Izio und seine Familie müssen als Juden ins Ghetto ziehen, Stefanias Mutter wird in ein Zwangsarbeiterlager deportiert – und so ist die Sechzehnjährige mit ihrer kleinen Schwester Helena plötzlich ganz auf sich allein gestellt. Gleichzeitig schmuggelt sie Lebensmittel und Medikamente für Izios Familie ins Ghetto, obwohl dies bei Todesstrafe verboten ist. Als Izio und seine Eltern ermordet werden, bricht für Stefania eine Welt zusammen. Izios Bruder Max gelingt im letzten Moment die Flucht – zu Stefania. Und das junge Mädchen muss eine Entscheidung treffen: Neben Max versteckt sie zwölf weitere Jüdinnen und Juden auf ihrem Dachboden. Bis eines Tages die Nazis vor ihrem Haus stehen …

Einfühlsam und eindringlich erzählt der Roman die wahre Geschichte eines Mädchens, das dreizehn Menschen vor den Nazis versteckte und ihnen so das Leben rettete.

Empfohlen von Christa Kastner
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Buch des Monats Oktober 2022Borkner, Fabian

Zoigltod

Oberpfalz Krimi – Spannender Regionalkrimi um einen Mord in Windischeschenbach.

Der Zoigl, der im Titel des Buches vorkommt, ist ein untergäriges Bier, das vor allem in der Oberpfalz gebraut wird. Im fünften Band der Krimireihe mit den Versicherungsdetektiven Agathe Viersen und Gerhard Leitner sind entsprechend Orte in der Oberpfalz die Schauplätze. Als im Metallbau- und Gießereibetrieb der Familie Dirscherl in Windischeschenbach der Besuch des bayerischen Finanzministers ansteht, versucht man alles, um gut dazustehen. Und genau als der Minister durch eine Scheibe schaut, um in das Innere des Strahlhauses, in dem Eisenteile entgratet werden, zu blicken, spritzt Blut, weil ein Mensch dort drinnen von einer Vielzahl von kleinen Stahlkügelchen zerfetzt wird. Bei ihren Ermittlungen kommen die beiden auch nach Neuhaus, Weiden und Grafenwöhr. Die amerikanische Garnison kommt dabei auch ins Spiel. Dass sie auch etliche Zoiglwirtschaften besuchen und dabei auch dem braunen Zoiglbier zusprechen, passt hervorragend zur Atmosphäre des Buches. Bei den Unterhaltungen dabei kommen nach und nach immer mehr Informationen zusammen, die in Richtung Aufklärung des Verbrechens führen. Die Typen, mit denen sie Gespräche führen, sind sehr lebendig geschildert, wobei der Sprachwitz und die Situationskomik nicht zu kurz kommen. Die überraschende Lösung des Falles ist packend dargestellt. Ein spannender Regionalkrimi, der sich nicht im Dialekt verliert, so dass er für alle gut zu lesen ist.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats September 2022Schirach, Ferdinand von

Kaffee und Zigaretten

»Kaffee und Zigaretten« verwebt autobiographische Erzählungen, Aperçus, Notizen und Beobachtungen zu einem erzählerischen Ganzen, in dem sich Privates und Allgemeines berühren, verzahnen und wechselseitig spiegeln. Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft ebenso wie um die großen Lebensthemen Ferdinand von Schirachs, um merkwürdige Rechtsfälle und Begebenheiten, um die Idee des Rechts und die Würde des Menschen, um die Errungenschaften und das Erbe der Aufklärung, das es zu bewahren gilt, und um das, was den Menschen erst eigentlich zum Menschen macht. In dieser Vielschichtigkeit und Bandbreite der erzählerischen Annäherungen und Themen ist »Kaffee und Zigaretten« das persönlichste Buch Ferdinand von Schirachs.

Empfohlen von Maria Dürr
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Buch des Monats August 2022Lisa Graf

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben

Der Auftakt der Bestseller-Saga – zum Dahinschmelzen schön.
Therese muss nach dem Tod ihres Mannes um ihr Geschäft, das „Dallmayr“, kämpfen und gleichzeitig die Familie zusammenhalten.

München 1897: Therese und Anton Randlkofer gehört seit ein paar Jahren das Delikatessengeschäft „Dallmayr“. Mit Fleiß und Geschick haben sie es erweitert und sich einen Namen in der Münchner Gesellschaft gemacht. Plötzlich stirbt Anton und lässt Therese mit den drei Kindern, einem großen Kredit bei der Bank und einem Familiengeheimnis allein. Dies kommt Max, Antons jüngerem Bruder, gerade recht. Er hat schon seit einiger Zeit ein Auge auf das florierende Geschäft seines Bruders geworfen. Zusammen mit einigen Freunden versucht er zu erreichen, dass Therese ihren Kredit zurückzahlen muss, damit er als „Retter“ einspringen kann und so eine Beteiligung am Geschäft erhält. Die Belegschaft steht hinter ihr und hilft ihr, wo sie nur kann. – Ein Roman, der die Gesellschaft, das Leben, die Politik, die technischen Neuerungen, die Kunst, die Mode, die Rolle der Frau in Familie und Beruf und vieles mehr in München um die Jahrhundertwende abbildet. Anschaulich und kurzweilig wird dies alles um die Geschichte der Therese Randlkofer und des „Dallmayrs“ erzählt. Jede Figur in diesem Roman hat ihren Platz und kommt zu Wort. So werden nicht nur die Familie Randlkofer, sondern auch die Familie des Lehrbuben Ludwig, die Kunden des „Dallmayr“ und noch einige mehr mit einbezogen. Dies ergibt einen Querschnitt durch die Gesellschaft und ermöglicht den Lesenden Einblicke in unterschiedliche Gesellschaftsschichten, ihre Träume, Vorlieben und Möglichkeiten.

Empfohlen von Maria Dürr
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Buch des Monats Juli 2022 – Fredrik Backman

Britt-Marie war hier

Der wundervolle Bestseller um eine außergewöhnliche Heldin, die man einfach lieben muss. So humorvoll und berührend wie »Ein Mann namens Ove«

Britt-Marie liebt die Ordnung. Aber wer liebt Britt-Marie? Als sie plötzlich ganz allein dasteht, verschlägt sie ein Zufall nach Borg. Borg ist ein abgehängter Ort, in dem außer dem Dorfladen nichts mehr zu funktionieren scheint. Ein Ort, in dem eigentlich keiner mehr Hoffnung hat. Doch Britt-Marie tut, was sie tun muss: Sie räumt auf in Borg … Ein unglaublich bewegender und witziger Roman übers Neustarten und Mitspielen. Einfühlsam und mit seinem einzigartigen Humor geschrieben vom schwedischen Bestseller-Autor Fredrik Backman.

Empfohlen von Myriam Klatt
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Buch des Monats Juni 2022 –  Antoine Laurain

Eine verdächtig wahre Geschichte

Eine Star-Lektorin, ein literarischer Geniestreich, dem der Autor abhanden gekommen ist, und drei hilfreiche Morde: Antoine Laurain entzündet in seinem neuen Roman ein kriminalistisches Unterhaltungsfeuerwerk.

Die Pariser Star-Lektorin Violaine Lepage liegt nach einem schweren Unfall im Koma. Aber es kommt noch schlimmer: Als sie aufwacht, droht der unter ihrer Federführung erschienene Roman Die Zuckerblumen Frankreichs renommiertesten Literaturpreis zu gewinnen. Dabei ist der Autor unauffindbar! Das ist so sehr gegen die Konvention der Preisvergabe, dass Violaines Karriereende bevorsteht. Da kommen ihr drei Morde zu Hilfe, die sich just so ereignen wie im Roman beschrieben. Nun sucht auch die Polizei den unsichtbaren Autor. Wer hat Die Zuckerblumen geschrieben und warum? Die Antwort liegt gut versteckt in der realen Vergangenheit und nicht jeder will, dass sie entdeckt wird. Ein spannendes und geistreiches Lesevergnügen.

Empfohlen von Georg Dürr
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Buch des Monats Juni 2022  –  Ken Follet

Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit

Mittelalter-Roman, der in England um das Jahr 1000 spielt und ein Vorgänger von „Säulen der Erde“ ist.

Nach Jahrhunderten der Teilkönigreiche ist England geeint, König Ethelred herrscht über das Land. Aber die Überfälle der Nordmänner gibt es nach wie vor. 997 überfallen sie im Morgengrauen das Hafenstädtchen Combe. Edgar, Sohn eines Bootsbauers, ist bereits wach und warnt die Menschen; für viele kommt das zu spät, auch für seinen Vater. Da alles vernichtet ist, wandert Edgar ins Hinterland und findet in dem Weiler Drengs Ferry eine Bleibe. Er ist sehr geschickt in allen handwerklichen Berufen und ist dadurch bald bei der Priorei und dem idealistischen Mönch Aldred bestens angesehen. Auch die Normannenprinzessin Ragna hat es aus Cherbourg in das kalte, nasse England verschlagen, mit ihrem Ehemann Wilwulf hat sie jedoch kein gutes Los gezogen. Vor allem ihr Schwager, Bischof Wynstan, ein skrupelloser, ja verbrecherischer Würdenträger, macht ihr das Leben schwer. Zu ihren Besitztümern zählen auch die Ortschaft Drengs Ferry und ein nahegelegener Steinbruch. Edgar erhält von Ragna die Erlaubnis, aus dem Steinbruch Materialien zu entnehmen. So beginnt eine Freundschaft zwischen der Adeligen und dem einfachen Baumeister. Durch Edgars Initiative bekommt Drengs Ferry vom König die Genehmigung, eine Brücke über den Fluss zu bauen (Kings Bridge). Auch der Bau einer größeren Kirche wird begonnen; die Anfänge einer Kathedrale. Nach sehr vielen Irrungen und Wirrungen finden Edgar und Ragna trotz der Standesunterschiede zueinander. – Die Geschichte ist opulent und ereignisreich, sie umspannt den Zeitraum von 997 bis 1008, also 200 Jahre vor dem Geschehen in „Die Säulen der Erde“

Empfohlen von Maria Dürr
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17. Mai 2022

 John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt

Das Buch der Stunde, das uns Hoffnung macht!

Ein kleines Dorf. Eine Epidemie und eine globale Krise. Und eine große Geschichte über die Menschlichkeit.

Erst wird ein junger Mann angespült, und dann strandet der Wal. Die dreihundertsieben Bewohner des Fischerdorfs St. Piran spüren sofort: Hier beginnt etwas Sonderbares. Doch keiner ahnt, wie existentiell ihre Gemeinschaft bedroht ist. So wie das ganze Land. Und vielleicht die ganze Welt. Weil alles mit allem zusammenhängt.

John Ironmonger erzählt eine mitreißende Geschichte über das, was uns als Menschheit zusammenhält. Und stellt die wichtigen Fragen: Wissen wir genug über die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt? Und wie können wir gut handeln, wenn alles auf dem Spiel steht? »Abenteuerlich und ergreifend.« Stern
»Dieser Roman gibt einem den Glauben an die Menschheit zurück.« Elle

Empfohlen von Gabi König
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1. Mai 2022

Duken, Heike

Denn Familie sind wir trotzdem

Ein generationenübergreifender Familienroman, der die Zeit von 1925 bis 2019 umfasst.
Die 19-jährige Ina will frei sein von Eltern und Deutschland und geht 1985 als freiwillige Helferin in ein Kibbuz nach Israel, lernt dort ihre große Liebe Ariel kennen, wird schwanger. Doch Ariels Familie akzeptiert eine Deutsche nicht – also kehrt sie nach Deutschland zurück und zieht ihre Tochter Floriane allein auf. Inas Vater Paul spricht nie über die schweren Traumata aus Kindheit und Kriegszeit. Seine Eltern ließen ihn und seinen jüngeren Bruder Gerd von einem Onkel erziehen, einem harten, sadistischen Mann und überzeugten Nazi, der seine Neffen prügelnd zu Soldaten erzog. Paul unterwarf sich seinem Onkel, Gerd weigerte sich, wollte Tierarzt werden, wurde aber eingezogen und fiel schon drei Wochen nach Kriegsbeginn. Paul ging zur Waffen-SS – und erkannte erst spät seine Verblendung und den Wahnsinn der Nazis. Sein Leben lang trägt er an seiner Schuld. Erst seiner Enkelin kann er alles erzählen. Floriane, quirlig, aufmüpfig, klug, erzählt ihrem unbekannten Vater in ihrem Tagebuch aus ihrem Leben. Wie ihre Mutter kämpft sie gegen Zwänge von Gesellschaft und Staat an – bis auch sie mit 18 Jahren schwanger wird. – In der autobiografisch inspirierten Familiengeschichte erzählt die Autorin aus verschiedenen Perspektiven mal ausschweifend, mal unter die Haut gehend, wie jede Generation sich an der vorhergehenden reibt, es besser machen will – Erfolg ungewis

Empfohlen von Elisabeth Weigl
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18. April 2022

Borkner, Fabian

Groumdeifl

Zwei Versicherungsdetektive auf Mördersuche in der tiefsten Oberpfalz.
Ein ungleiches Gespann sind sie, die zwei Versicherungsdetektive, die im Raum Schwandorf Schadensfällen auf die Spur kommen sollen. Der „Schadensfall“, um den sich Nordlicht Agathe Viersen und der „Eingeborene“ Gerhard Leitner zu kümmern haben, ist allerdings höchst makaber: Ein Toter im Teufelskostüm, aufgefunden in einer Straßenbaustelle, soll ein Versorgungsrohr beschädigt haben. Das Opfer, so stellt sich bald heraus, ist der Spiegler Harry, der einer „Pass“, einer Perchtengruppe, angehörte. Der hat sich in seinem kurzen Leben allerdings nicht viele Freunde gemacht. Die beiden Detektive der Jakortia-Versicherung, zwischen denen es übrigens ganz schön knistert, sollen nun herausfinden, ob der Sturz des Groumdeifl das Rohr beschädigt oder die Baufirma gemurkst hat. Im Rahmen ihrer Ermittlungen kommen sie unter anderem in Kontakt mit den Schwarzenfelder Bergteufeln, dem undurchsichtigen Lehrer Menner und einem höchst kommunikativen Kaffeekränzchen. – Der vierte Oberpfalz-Krimi von Fabian Borkner ist sicher keine Sternstunde der Weltliteratur, mit einigen Längen. Dennoch ist ihm einmal mehr ein durchaus unterhaltendes und sogar spannendes Werk gelungen.

Empfohlen von Manuela Donhauser
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10. April 2022

Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft

Das bewährte Ermittlerduo Sander/von Bodenstein hat es mit einem Mord bei einem Literaturverlag zu tun.
Eine Frau wird vermisst. Im Obergeschoss ihres Hauses in Bad Soden findet die Polizei den dementen Vater, verwirrt und dehydriert. Und in der Küche Spuren eines Blutbads. Die Ermittlungen führen Pia Sander und Oliver von Bodenstein zum renommierten Frankfurter Literaturverlag Winterscheid, wo die Vermisste Programmleiterin war. Ihr wurde nach über dreißig Jahren gekündigt, woraufhin sie einen ihrer Autoren wegen Plagiats ans Messer lieferte – ein Skandal und vielleicht ein Mordmotiv? Als die Leiche der Frau gefunden wird und ein weiterer Mord geschieht, stoßen Pia und Bodenstein auf ein gut gehütetes Geheimnis. Beide Opfer kannten es. Das war ihr Todesurteil. Wer muss als nächstes sterben?  Pia und Bodenstein jagen einen Täter, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint …

Empfohlen von Maria Dürr
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26. März 2022

Borkner, Fabian

Berg, Fest, Mord

Ein spannender Krimi aus der Oberpfalz mit hochaktuellem Bezug vor traditionsreicher Kulisse.

Ein Mann bricht auf dem Annabergfest in Sulzbach-Rosenberg tot am Zapfhahn zusammen. Agathe Viersen und Gerhard Leitner machen sich für ihre Versicherung an die Ermittlungen. Handelt es sich lediglich um einen Unfall, oder war womöglich Absicht im Spiel? Ihre Recherchen führen zu den Bergfesten im Landkreis – und mitten hinein in ein gefährliches Geflecht aus grausiger Vergangenheit und knallharter Gegenwart.

Weitere spannende Krimis aus dem Amberg-Sulzbacher und Schwandorfer Raum aus der Feder von Fabian Borkner gibt es bei uns in der Kastler Gemeindebücherei zu endecken.

Empfohlen von Regina Weber
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20. März 2022

 Goldammer, Peter

Zirkus der Stille

Der schöne Umschlag verspricht nicht zu viel: je mehr sich Thaïs auf den Zirkus einlässt, desto magischer wird es. Ein Weg, auf dem sie zu sich selbst findet. Einfühlsam und mitreißend geschrieben, mit sehr sympathischen Zirkusleuten.
Thaïs Leblanc wächst nach dem Tod der Mutter bei ihrer Großmutter auf, der unvergleichlichen Victoria, wie sie auf Zirkusplakaten tituliert wird. Thaïs verabscheut das Zirkusleben und zieht, kaum volljährig, nach Paris; sie will nur eins: Normalität. Doch als die Großmutter stirbt, konfrontiert deren seltsames Testament sie mit ihrer Familiengeschichte, die sie zum wundersamen Cirque perdu und seinem Direktor Papó bringt. Dort lernt Thaïs, dass man sich seinen Ängsten stellen muss und für die wichtigsten Dinge im Leben keinen Applaus von anderen braucht.

Empfohlen von Birgit Geitner
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13. März 2022

Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse

Schicksal einer jungen Frau, die in den 1950er Jahren als Kind von ihrer Familie verlassen und später des Mordes an ihrem Liebhaber verdächtigt wird.

Im nahezu unbewohnbaren Marschland der Atlantikküste von North Carolina muss die 6-jährige Kya miterleben, wie ihre vom alkoholkranken Vater misshandelte Mutter ihre Familie heimlich verlässt. Auch ihre vier Geschwister und ihr Vater verlassen ihr Zuhause nach und nach. Kya tröstet sich mit Streifzügen durch die Natur, wobei sie eine Menge Fundstücke zusammenträgt. Nach nur einem Tag in der Schule, wo sie gehänselt und gemieden wird, gelingt es Kya, sich vor den Behörden zu verstecken – Lesen, Schreiben und Rechnen lernt sie mit 14 von ihrem Freund Tate, der die junge Erwachsene auch verlässt, um andernorts zu studieren. In ihrer Einsamkeit beginnt Kya eine Liebesbeziehung zu einem jungen Mann, der sie ständig betrügt und eines Tages tot aufgefunden wird: Kya wird als Täterin verdächtigt. Die spannende Story wird aus der Sicht und in der Sprache des Kindes und der späteren Erwachsenen erzählt. Die Geschichte lebt nicht nur von dem Kriminalfall, sondern auch von der zerstörten Gefühlswelt der Protagonistin, die sich in die Natur ihrer Heimat flüchtet und ihr eigenes Verhalten nach deren Handeln ausrichtet. Nebenbei erfahren die Leser*innen von interessanten Phänomenen der Tier- und Pflanzenwelt, die die Protagonistin beobachtet.

Empfohlen von Elisabeth Weigl
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5. März 2022

Sandberg, Ellen

Das Geheimniss

Der neue SPIEGEL-Bestseller von der Meisterin der psychologischen Spannung

Ulla eine Frau in der Mitte Ihres Lebens, erfolgreich, eine Tochter, geschieden, kommt nach vielen Jahren in das Haus ihrer Mutter an den Chiemsee. Die Mutter hat sich vor langer Zeit das Leben genommen. Ulla weiß wenig von Ihrer Mutter Helga. Helga hat ihre Tochter Ulla plötzlich nicht mehr sehen wollen und sie ihrem Vater und dessen neuer Frau in Obhut gegeben. Ulla ist skeptisch und verunsichert, was sie erwartet in diesem Haus. Schnell spürt sie die Nähe zu dem Ort, da es ja der Ort ihrer Kindheit war. Manche alten Freunde sind noch da. Vieles ist vertraut – doch manches fremd. Wer war ihre Mutter? Sie ist eine Künstlerin, hat in einer Kommune gelebt, aber warum hat sie sie verstoßen? Ulla findet Kassetten, die ihre Mutter für Ulla besprochen hat. Immer mehr dringt sie ein in das Leben ihrer Mutter, aber auch in ihr Leben. Sie entdeckt was passiert ist, erkennt was ihr verheimlicht wurde. Langsam, ganz langsam versteht sie ihre Mutter und ganz langsam erkennt sie manches an sich selbst, was ihr unklar war… – Ein wunderbares Buch über drei Generationen, über ein Lebensgefühl und über eine Zeit, die wir Leserinnen nicht erlebt haben. Es ist nie zu spät, zu verstehen und verstehen zu wollen. Ellen Sandberg erzählt komplexe Zusammenhänge sehr spannend. Nehmen Sie sich die Zeit, und lassen Sie sich in den Bann ziehen von dieser Geschichte.  Weitere spannende Bücher von Ellen Sandberg gibt es in der Bücherei !

Empfohlen von Georg Dürr
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26. Februar 2022

Ildikó von Kürthy

Es wird Zeit

«Was soll jetzt noch kommen?» Judith ist fast fünfzig, und auf diese Frage fallt ihr leider keine zufriedenstellende Antwort ein. Die Kinder sind groß, ihr Mann ist in die Jahre gekommen und das Leben auch. Von der Liebe und dem Bindegewebe mal ganz zu schweigen. Dann stirbt ihre Mutter, und Judith kehrt nach zwanzig Jahren in die alte Heimat zurück, wo sie ein gut gehütetes Geheimnis, ein leeres Grab und einen Haufen Hoffnungen, Träume und Albtraume zurückgelassen hat. Und plötzlich gerät alles aus den Fugen. Eine lebenslange Lüge stellt sich als Wahrheit heraus. Eine wiedergefundene Freundin hofft, den nächsten Sommer noch zu erleben, und will endlich wissen, was damals wirklich passiert ist. Eine Jugendliebe funkelt vielversprechend, eine Urne macht Umwege, und Judith stellt fest, dass es besser ist, sich zu früh zu freuen, als überhaupt nicht.
«Es wird Zeit» ist eine Geschichte von Schuld und Freundschaft, vom Älterwerden und vom Jungbleiben, es geht um die Heimat, die Liebe und den Tod und darum, dass am Ende nichts verlorengehen kann.

Empfohlen von Karla von Klenck
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19. Februar 2022

Bogdan, Isabel

Der Pfau

Banker und Pfaue auf schottischem Landsitz – schrullige Menschen und verrückte Tiere.
Hamish und Fiona McIntosh vermieten auf ihrem schottischen Landsitz Cottages, um Geld für den Unterhalt des Herrenhauses zu verdienen. Auf dem Gelände leben Pfaue, von denen einer verrücktspielt und alles Blaue attackiert. Ins Herrenhaus zieht zur Teambildung eine Gruppe Londoner Banker mit Köchin und Chefin (natürlich mit blauem Auto) ein. Der Pfau greift das Auto an, der Hausherr erschießt den angriffslustigen Pfau, doch die Chefin glaubt, ihr Hund habe ihn gerissen. So beginnt eine Folge von Verstrickungen und gruppendynamischen Prozessen. Nach einem Wetterumschwung sind alle eingeschneit und kommen nicht mehr weg. Und dann verschwindet auch noch die Gans. Ob sie auf dem Teller landet? – Nette Unterhaltung ohne großen literarischen Anspruch, an manchen Stellen ein wenig allzu seicht – und der Uranus ist mit bloßem Auge nicht sichtbar.

Empfohlen von Birgit Geitner
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12. Februar 2022

Abel, Susanne
Stay away from Gretchen

Eine verbotene Liebe in schwierigen Zeiten.
„Seine Mam hat vergessen, dass sie alles vergessen wollte!“ Eigentlich hat Tom Monderath, ein bekannter und vielbeschäftigter Kölner Journalist, keine Zeit und Lust, sich noch mehr um seine 84-jährige Mutter zu kümmern. Aber als die Diagnose Demenz nicht mehr zu leugnen ist, sieht er sich in der Verantwortung. Die Demenz fördert Lebenserinnerungen aus früheren Zeiten zu Tage: ihre Kindheit im russischen Preußisch Eylau, ihre Flucht nach Westen und der Neubeginn als Jugendliche in Heidelberg. Viele Dinge wurden in Toms Kindheit nicht ausgesprochen, es wurde geschwiegen zu den Verletzungen in der Kindheit und Jugend der Mutter, die im Erwachsenenalter immer wieder mit Depressionen zu kämpfen hatte. Durch die Erfahrung mit der Demenz seiner Mutter und das Lesen alter Briefe bekommt Tom ein ganz neues Bild von ihr. Dabei stößt er auf ein wohlgehütetes Geheimnis: Er hat eine Schwester, die seine Mutter mit einem schwarzen GI nach dem Zweiten Weltkrieg bekommen hat und die zur Zwangsadoption in die USA freigegeben wurde. Hinterfragt durch die Recherche in der Vergangenheit seiner Mutter, muss der Mittvierziger auch in seinem eigenen Leben einiges neu überdenken und ordnen. – Außer den Themen Demenz, Flucht und Vertreibung, Neuanfang in der neuen BRD steht vor allem die Geschichte um die „Brown Babies“ im Mittelpunkt der Erzählung. Ein spannendes Zeitdokument über die Lebensperspektiven der Mischlingskinder der 1940er Jahre. Unterhaltsam, lebensklug und informativ – wobei die Figur des Sohnes etwas mehr Schattierung verdient hätte. Sehr empfehlenswert.

Empfohlen von Christa Kastner
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5. Februar 2022

Silberhorn, Sonja

Höllbachtal – Ein Oberpfalz Krimi

, dessen Spuren in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreichen.
Die Autorin widmet dieses Buch ihrem Urgroßvater Max Windhager, der 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen gestorben ist. In der fiktiven Geschichte hinter ihrem Roman kommt ihm als Max Schlagbauer, der mit seiner Meinung über Hitler und die Nationalsozialisten nicht hinter dem Berg hält, eine besondere Rolle zu. Kriminalhauptkommissarin Lene Wagenbach, die leitende Ermittlerin ist, wird zu einem Mord auf dem Steinerhof im Höllbachtal gerufen. Zuerst geht sie davon aus, dass es sich um einen Raubmord an der frühpensionierten 51-jährigen Lehrerin Amanda Heinz handelt, wird sich aber sehr bald sicher, dass es hier um mehr geht. In den durchnummerierten Abschnitten springt die Geschichte, kenntlich gemacht durch das Datum, immer wieder in die Zeit des Nationalsozialismus zurück. Hier wird Max Schlagbauer vorgestellt, der im Wirtshaus seine negative Einstellung zu Hitler und den Nationalsozialisten lautstark kundtut. Diese Form der Gliederung zieht sich so durch das Buch. Es wechselt zwischen Familiengeschichte und spannendem Krimi, bei dem die Ermittlerin immer mehr herausfindet, dass die Ermordete hinter ein brisantes Familiengeheimnis gekommen war, bei dem es um ein „grausames Verbrechen aus der Vergangenheit“ geht. Da die historischen Einschübe durch Datum gekennzeichnet sind, fällt es Lesern nicht schwer, die unterschiedlichen Handlungsstränge auseinander zu halten. Das spannende Buch ist mit seinen Bezügen zur Nazi-Vergangenheit sicher für viele Leser/innen echt lesenswert.

Empfohlen von Georg Dürr
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29. Januar 2022

Carsten Henn

Der Buchspazierer

Ein 72-jähriger Buchhändler bringt besonderen Kunden bestellte Bücher nach Hause – unterstützt von einer forschen Neunjährigen.

Der alte Buchhändler Carl Kollhoff lebt zurückgezogen in einer Wohnung voller Bücher und freut sich jeden Tag darauf, am Abend nach Geschäftsschluss der Buchhandlung, in der er sein Leben lang gearbeitet hat, einigen besonderen Kunden ihre bestellten Bücher bei einem Spaziergang durch die Stadt nach Hause zu bringen. Er wird immer schon freudig oder ungeduldig erwartet, wechselt aber jedes Mal nur wenige Worte mit ihnen; er fürchtet, sonst aufdringlich zu wirken. Eines Tages gesellt sich die aufgeweckte, naseweise und forsche neunjährige Schascha bei seinem Buchspaziergang zu ihm. Sie bringt die Routine dieser Lieferungen gründlich durcheinander, bei ihm und bei den Kunden. Sie öffnet schon mal ungefragt Türen, poltert in Wohnungen, stellt direkte Fragen – und spürt genau, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Sie bringt Carl dazu, genauer hinzuschauen, auf Zwischentöne zu hören – und beide versuchen zu helfen. Beide sind überzeugt, dass es für jeden Menschen für jede Situation das richtige Buch gibt. Doch als die neue Chefin der Buchhandlung ihm kündigt, gibt Carl sich fast auf – aber da kennt er Schascha schlecht! – Ein liebenswerter und unterhaltsamer Roman über leidenschaftliche Bücherleser, humorvoll und traurig zugleich erzählt – all die oft skurrilen Charaktere dieser Geschichte wachsen den Lesern ans Herz. Jedem Bücherliebhaber gern empfohlen!

Empfohlen von Karla von Klenck
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21. Januar 2022

Ewald Arenz

Der große Sommer

Die große Liebe, psychische Probleme des besten Freundes, und eigene schulische Probleme bestimmen den Sommer des siebzehnjährigen Frieder.
Während Frieders große Familie in Urlaub fährt, muss er zu seinem strengen Großvater ziehen. Keine verlockende Aussicht, denn Lernen wird dort seinen Tageslauf bestimmen, um den Verbleib am Gymnasium zu sichern. Doch dann findet er seine große Liebe und lernt seine Großeltern kennen, die ihm weit mehr Zuneigung und Hilfe zukommen lassen, als er sich das gedacht hätte. Nur sein bester Freund zerstört durch eine heftige Psychose fast sein Glück. Doch am Ende dieses Sommers hat Frieder nicht nur für die Schule gelernt, sondern noch mehr fürs Leben. – Der Roman lässt den Leser eindringlich an dieser Entwicklung teilnehmen. Da jedoch Frieder in einer Zeit ohne Internet aufwächst, ist diese Geschichte nur schwer in der heutigen Zeit vorstellbar und vielleicht gerade darum besonders empfehlenswert.

Empfohlen von Gabi König
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14. Januar 2022

Ralf Hoppe,  Dirk Rossmann

Der Zorn des Oktopus

SF-Thriller um die Klimakatastrophe und die Rettung der Welt.

Die Erde in knapp zehn Jahren: Die Klimakatastrophe ist Realität und ein internationales Staatenbündnis will mithilfe eines Supercomputers das Schlimmste verhindern. Doch ein indischer Milliardär bekommt Zugang zu diesem Computer und will damit seine eigene radikale Vision einer nur für wenige Menschen lebbaren Zukunft durchsetzen. Dafür will er die Natur missbrauchen. Doch Thomas Pierpaoli, ein mittlerer Beamter im Hochkommissariat der Klimaallianz, sowie die millionenschwere Sängerin Ariadna wollen das verhindern. Schließlich kommt es zum alles entscheidenden Showdown in Sibirien. – Das Autorenduo schreibt nicht nur ungemein fesselnd. Es hat das Thema Klimakatastrophe (Wie bereites im Band – Die Rache des Oktopus) in seinen verschiedenen Auswirkungen auch blendend recherchiert. Herausgekommen ist ein Science-Fiction-Thriller, der nicht nur spannend ist, sondern auch zum Nachdenken anregt. Absolut lesenswert.

Empfohlen von Georg Dürr
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